Deutsch-Französische Studiengänge – Folge 6

Auf dem Bild sind Vincent und Monica zu sehen, die den deutsch-französischen Studiengang "Weinbau & Oenologie" studieren.

Im Rahmen unserer Serie „Deutsch-französische Studiengänge“ stellen wir euch die Profile von Studierenden aus verschiedenen Studiengängen und ihre Erfahrungen vor. Heute erzählt euch Vincent, der den Studiengang „Weinbau & Oenologie“ am Weincampus Neustadt und der Université de Haute-Alsace in Colmar absolviert, von seinen persönlichen Eindrücken und Erlebnissen.

Kannst du dich kurz vorstellen?

Na klar! Ich heiße Vincent und bin 22 Jahre alt. Ursprünglich komme ich aus der Nähe von Oldenburg, wo ich eine tolle Kindheit und Jugend verbringen durfte. Nach dem Abitur 2018 habe ich mich dann für ein Studium in Weinbau & Önologie entschieden und so begann ich meine spannende Reise durch die Weinwelt Europas, die mich bis heute unglaublich fasziniert.

Warum hast du dich für ein deutsch-französisches Studium und speziell für diesen Studiengang entschieden?

Der Ursprung der Entscheidung liegt wahrscheinlich schon in meiner Kindheit und Jugend. Ich habe mein erstes Lebensjahr in Frankreich verbracht, viele Familienurlaube im Partnerland erlebt und an zwei Schüleraustauschprogrammen nach Frankreich teilgenommen. Das Land spielte also immer schon eine wichtige Rolle in meinem Leben und hat mich seither begeistert.
Nach dem Abitur habe ich einen B.Sc. in Weinbau & Önologie absolviert. Es ist einfach ein so spannendes und großartiges Thema. Der Wein ist sicherlich ein integraler Bestandteil beider Länder und nimmt dabei einen hohen kulturellen Stellenwert ein.
Während des Bachelorstudiums habe ich mich für ein freiwilliges Praktikum bei einem Weingut im Bordeaux entschieden und bin meinen Interessen dadurch weiter nachgegangen.
Nach dem Bachelorstudium war mir allerdings eine Sache klar: Ich möchte weiter lernen, mein Weinwissen ausbauen, Praxiserfahrung sammeln und meinen individuellen Weg gehen. Dabei spielte neben dem Interesse an der Sprache und der Kultur auch der Aspekt der akademischen Weiterbildung an.
Der Weincampus Neustadt bot mir nach dem ersten Bachelor dann wirklich den idealen Studiengang an: ein deutsch-französischer Master in Weinbau & Önologie mit einem Double-Degree Abschluss und einem großen Anteil an Praxisphasen während des Studiums, davon mindestens ein Semester sowie ein Praktikum in Frankreich. Da hat mich das Gesamtkonzept einfach überzeugt…

Wie genau verläuft dein Studiengang?

Das Masterstudium erfolgt in Kooperation mit der Université de Haute-Alsace in Colmar. Dadurch kommen Studierende aus beiden Nationen während des Studiums zusammen. Das erste Semester verbringen die Studierenden jeweils an ihrer Heimathochschule – für die deutschen Studierenden also zuerst in Neustadt an der Weinstraße, für die französischen Kommilitonen in Colmar. Für das zweite Semester treffen sich dann alle Studierenden am Weincampus Neustadt. Bevor dann das dritte Semester in Colmar auf alle wartet, steht ein dreimonatiges Praktikum bei einem Weingut an. Dabei suchen sich die deutschen Studierenden einen Betrieb in Frankreich oder einem französischsprachigen Land aus; unsere französischen Kommilitonen suchen sich ein Weingut in einem deutschsprachigen Land. Für das vierte und letzte Semester bestehen zahlreiche Optionen, denn in diesem Semester wird die Masterarbeit geschrieben. Die kann entweder an der Uni in Deutschland oder Frankreich geschrieben werden, aber es besteht genauso die Möglichkeit, sich einen Betrieb auszusuchen, bei dem man die Masterthesis schreiben möchte. Da sind einem wirklich keine Grenzen gesetzt.

Hast/Hattest du neben deinem Studium Zeit für einen Studentenjob?

Ich habe während des Studiums keinen Nebenjob, um den ich mich kümmern muss. Zeitlich ist es während des ersten Semesters sicherlich möglich, währenddessen zu arbeiten. Für das zweite Semester sind dann viele spannende Projekte an der Uni geplant, die sicherlich den zeitlichen Rahmen vorgeben. Ein großer Vorteil ist jedoch, dass man eine Mobilitätspauschale der DFH (Deutsch-Französische Hochschule) erhält und zusätzlich für den Aufenthalt im Partnerland ein ERASMUS-Stipendium beantragen kann – so sollte das Studieren ohne finanzielle Sorgen gut möglich sein.

Hast du deutliche Unterschiede zwischen dem deutschen und dem französischen System bemerkt? Gab es Kulturschocks oder Überraschungen?

Natürlich lassen sich einige Unterschiede herausstellen, wenn man beide Nationen vergleicht. Ich persönlich bin aber davon überzeugt, dass es eine unglaubliche Bereicherung ist, wenn man versucht, die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Und auch wenn wir untereinander mal über die Unterschiede bei der Notenskala reden oder das typische Beispiel der deutschen Pünktlichkeit diskutiert wird, fallen bei genauerer Betrachtung auch unglaublich viele Gemeinsamkeiten auf. So verbindet uns alle zunächst das Interesse am jeweils anderen Land und der anderen Sprache. Was mich sehr gefreut hat war beispielsweise ein Gespräch mit meinen Kommilitonen über die deutsch-französische Geschichte. Da habe ich mich so gefreut zu sehen, dass wir als junge Generation unabhängig von der Herkunft den Mehrwert der bediseitigen Freundschaft und Zusammenarbeit beider Länder so zu schätzen wissen.
Negative Erfahrungen habe ich bisher nicht gemacht und wenn es zu Überraschungen kam, dann waren es wirklich positive Überraschungen. Ich plane beispielsweise meine Masterarbeit in Frankreich zu schreiben. Als ich mich nochmal genauer bei den französischen Verantwortlichen erkundigt habe, war ich wirklich überrascht, wie viele Möglichkeiten für die Masterarbeit aufgezeigt wurden und welche Vorteile durch das bilaterale Studienprogamm für die Studierenden entstehen. Es ist in unserem Masterstudium, sofern wir uns für die Masterarbeit in Frankreich entscheiden, sogar möglich, die Masterarbeit in Zusammenarbeit einem Betrieb überall auf der Welt zu schreiben. Das macht den deutsch-französischen Studiengang sicherlich nochmal internationaler als er es ohnehin schon ist.

Haben deine jeweiligen Universitäten dich bei der Suche nach einem Praktikum oder einer Arbeitsstelle unterstützt?

Wenn es um die Suche eines Praktikums geht, wird Unterstützung geboten. Ich habe jedoch davon profitiert, mich frühzeitig um ein Praktikum zu kümmern. Wer zuerst kommt mahlt zuerst! Eine Liste mit Betrieben, bei denen bereits Studierende waren, wurde direkt zur Verfügung gestellt – aber es gibt noch so viel mehr zu entdecken. Da ist bei entsprechender Motivation die Praktikumssuche sogar eher eine tolle Erfahrung und hält viele lehrreiche Situationen bereit.

Wie läuft das Aufnahmeverfahren für diesen Studiengang ab?

Zu den wichtigsten Voraussetzungen zähle ich ein ausgesprochenes Interesse an den Themen Natur, Weinbau, Weinbereitung und an den Naturwissenschaften im Allgemeinen. Damit man im Master Weinbau & Önologie studieren darf muss man grundlegend einen Bachelor of Science als Abschluss vorweisen können, seine Sprachkenntnisse in Französisch auf einem Niveau B1 nachweisen können und einen Vertrag für die erste Praxisphase in einem Weinbaubetrieb bereithalten. Dann muss noch eine Absichtserklärung eingereicht werden, dass man die zweite und dritte Praxisphase ebenfalls absolvieren wird. Sobald diese Voraussetzungen erfüllt sind, steht dem spannenden Studium nichts mehr im Weg!

Wie stellst du dir deinen Start auf dem Arbeitsmarkt nach Abschluss des Masters vor? Hast du schon einen Plan?

Ich habe da tatsächlich eine recht konkrete Vorstellung und bin trotzdem sehr offen für alle Optionen, die sich ergeben können. Generell möchte ich bei einem Weingut arbeiten. Das erscheint bei dem Masterabschluss naheliegend, ist aber nur eine von vielen Optionen. Mir ist wichtig, dass ich in einem Betrieb arbeiten kann, der sich stark auf die Themen Nachhaltigkeit, Biodiversität und Weiterentwicklung fokussiert. Durch das Studium habe ich so viele tolle Eindrücke bekommen und inzwischen einen gut ausgestatteten „Werzeugkoffer“ mit dem ich dann auch gerne aktiv werden möchte. Da bin ich wirklich voller Tatendrang! Ich kann mir auch vorstellen in Frankreich oder an einem anderen Ort auf dieser Welt weitere Eindrücke zu sammeln. Es gibt sicherlich so viele Möglichkeiten nach diesem vielfältigen Studium, von denen ich wahrscheinlich gar nicht alle kenne oder absehen kann. Also bleibt es da auch weiterhin spannend, wie die Reise weitergeht.

Kannst du uns einen kleinen Einblick geben, wo und in welchen Positionen Alumnis deines Studiengangs heute arbeiten?

An dieser Stelle ist es sinnvoll zu erwähnen, dass der Masterstudiengang in der Kooperation mit der Universität Colmar noch nicht sehr alt ist. Aus diesem Grund sind es noch nicht so viele Absolventen, von denen ich berichten kann.
Aber einen Einblick kann ich sicherlich geben:
Weinbau – Forschung – Industrie – Lehre – Verwaltung
– Kellermeister:in
– Betriebsleiter:in eines Weinguts
– Führungspositionen in der Wein- und Getränkebranche
– beratende Tätigkeiten
– Forscher:in bzw. Wissenschaftler:in
– Berufsschullehrer:in
– Berufe in der Industrie der Weinbranche und Getränkebranche

 

Mehr Informationen zum Studiengang und zur Bewerbung findest du auf der Seite des Weincampus Neustadt und der Deutsch-Französischen Hochschule.

Wir haben außerdem eine französische Studentin des gleichen Studiengangs zu den gleichen Fragen interviewt. Lies dir gern den Bericht von Monica auf Französisch durch, um deine Informationen zu diesem Studiengang zu komplettieren!

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